Wussten Sie, dass ...?

Teil 13: Ein Observatorium ohne Fernrohr.
Ein kleiner Ausflug auf die südschwedische Insel Ven.

Im Öresund zwischen Dänemark und Schweden liegt eine unscheinbare Insel: Ven, knapp 8 km2 klein, 370 Einwohner, 1.200 Leihfahrräder. Was sich so idyllisch nach Ferieneiland anhört, war im 16. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum der Astronomie und Meteorologie. Sabine Gorsemann, Autorin unseres neu aufgelegten »Südschweden«-Reiseführers, hat sich auf der Insel umgesehen, nach der sogar zwei Asteroiden benannt sind …


Vom Hafen in Landskrona (Schonen) fährt man mit einer Personenfähre in einer halben Stunde hinüber nach Ven, einem autofreien Eiland, das bestens zu Fuß oder per Rad zu entdecken ist. Die kleine Insel ist ein sanft nach Norden geneigtes, bis zu 45 m hohes Kalkplateau, das von lehmhaltigem Moränenschutt bedeckt ist. Dies bildete die Basis für eine Ziegelsteinproduktion, die für Kopenhagen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts von großer Bedeutung war. Auch nachdem Ven 1660 im Tausch gegen Bornholm schwedisch wurde, änderte sich daran nichts. Eine Besonderheit der Insel sind die steil abfallenden Küsten, die im Backafall Naturreservat für Wanderer gut erschlossen sind und eine weite Aussicht über den Öresund bieten.


Das königlich geförderte Forschungszentrum von Tycho Brahe

Berühmt geworden ist die Insel aber durch den genialen Gelehrten Tycho Brahe, der von 1576 bis 1597 hier lebte und forschte. Der dänische König Fredrik II., ein Förderer der Wissenschaften, erkannte die Fähigkeiten Brahes und ermöglichte ihm hier auf Ven den Aufbau eines völlig neuartigen Forschungszentrums.
Brahe erhielt die Insel als Lehen und bezog zudem beträchtliche königliche Apanagen: Sie sollen mehr als 5 Prozent des Bruttosozialprodukts betragen haben … Und so entwickelte sich Brahes Uraniborg (= Uranienburg, wie der Stützpunkt genannt wurde) zum Zentrum der Astronomie und Meteorologie – noch bevor das Fernrohr erfunden war! Forscher und Studenten aus ganz Europa gaben sich hier die Klinke in die Hand. 1584 ließ Brahe das unterirdische Observatorium Stjerneborg bauen, das seine präzisen Messinstrumente vor Witterungseinflüssen schützen sollte. 1597 verließ Brahe die Insel und ging nach Prag, wo er bis zu seinem Tod 1601 mit Keppler zusammenarbeitete. Schloss und Forschungsstätten verfielen.
Heute sind Teile der Anlage rekonstruiert, darunter die Kuppel der Stjerneborg. In einer ehemaligen Kirche befindet sich das Museum und bietet neben zahlreichen Exponaten auch Filme. Ein Physikspielplatz, der Planetenpfad und nicht zuletzt ein Café bereichern die facettenreiche Stätte.


Antworten und jede Menge reisepraktische Tipps finden Sie im Reiseführer »Südschweden« von Sabine Gorsemann.

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