Wussten Sie, dass ...?

Teil 33: Alcatraz in der Adria.
oder Der makabere Höhepunkt einer Ausflugsdampferrunde.


Die Insel Mamula, benannt nach einem serbischen General in Diensten der k. u. k. Armee, ist – außer für sehr konditionsstarke Schwimmer – nur mit dem Boot zu erreichen. Von 1853 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Militärkomplex auf dem kleinen Felseiland ein Teil der südlichen Verteidigungslinie der Österreicher; gewaltige Geschütze standen in den zur Seeseite ausgerichteten Kasematten.
Eine Granate wurde aus ihnen jedoch niemals abgefeuert, und so wurde die Anlage kurzerhand umgenutzt. Nur wenige Modifikationen waren nötig, um aus dem dickwandigen Mauerwerk ein Hochsicherheitsgefängnis zu machen. In beiden Weltkriegen wurden hier Häftlinge mit besonderem Isolationsbedarf eingekerkert und nicht eben gut behandelt: Im Zweiten Weltkrieg exekutierte man 100 Insassen, weitere 50 verhungerten, so dass die Bezeichnung »KZ in der Adria« nicht eben abwegig wirkt.


Das Luxushotel im einstigen Hochsicherheitsgefängnis

Das einstige Hochsicherheitsgefängnis auf Mamula (Foto: Achim Wigand)
Das einstige Hochsicherheitsgefängnis auf Mamula (Foto: Achim Wigand)

Der Besuch der dramatischen Vollzugsanstalt war lange der etwas makabre Höhepunkt einer Ausflugsdampferrunde um die Luštica (= zu Montenegro zählende Halbinsel an der Adriaküste). Doch mit dem wohligen Gruselschauer angesichts der Haftbedingungen aus der Zeit vor den Genfer Konventionen ist wohl bald Schluss. Die muffigen Zellen in dem massiven Steinhaufen einen Kilometer vor der Küste werden wahrscheinlich Hotelzimmer der Alleroberstklasse. Das montenegrinische Parlament hat dem Plan des Schweizer Stadtentwicklers Orascom schon zugestimmt, fertig ist freilich noch nichts. Eine Ahnung, wie das 15-Millionen-Euro-Projekt einmal aussehen soll, vermittelt bislang nur eine heftig gephotoshopte Website. Wenn das am Ende auch nur halb so spektakulär aussieht, wird es wohl die faszinierendste Hotelanlage im gesamten Mittelmeerraum. Angesichts der düsteren Geschichte des Orts sind aber nicht alle, schon gar nicht die Hinterbliebenen der Opfer, so richtig begeistert …

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