Ein Artikel von Hans-Peter Koch, der mit »Norwegen« einen Guide verfasst hat, den selbst »Die Welt« als »ideal« bezeichnete. Für diesen Newsletter hat sich der umtriebige Reisejournalist mit einer besonderen Art der Völkerverständigung befasst.
Am 10. Juni 2005, wenn sich der 100. Jahrestag der Unionsauflösung zwischen Schweden und Norwegen jährt, werden die Könige beider Staaten gemeinsam den »Arc« eröffnen: So nennen die Medien jetzt schon die schmalste Bogenbrücke der Welt und die zweitgrößte ihrer Art in Europa, die dann die Europastraße 6 über den Svinesund bei Halden führen wird.
700 Meter lang, 90 Meter hoch und 60 Millionen Euro teuer, soll das Bauwerk nicht nur zum Triumph der Ingenieure werden, sondern auch zum »Friedenssymbol« zwischen den beiden lange in Konkurrenz lebenden Nachbarländern. Norweger und Schweden sind sich nämlich bis auf den heutigen Tag nicht richtig grün: Während sich die einen zur EU bekennen, gefallen sich die anderen in ihrer wirtschaftlichen Außenseiterrolle, während die Schweden die Norweger als Eigenbrötler und Hinterwäldler belächeln, lästern Norweger über ihre Nachbarn als eingebildete Sexprotze.
Es ist also einiges »aufzuarbeiten« zwischen den skandinavischen Geschwistern – dass der von den Medien arg hochgejubelte »Arc« dazu beitragen kann, ist aber wohl eher dem Wunschdenken einiger Boulevard-Journalisten entsprungen. Fest steht allein, dass die schmalste Bogenbrücke der Welt mit ihren 247 Metern Spannweite die besondere Leistung der Brückenbauer erforderte.
Gut einen Kilometer von der alten Svinesundbrücke entfernt, soll die architektonische Schnittstelle zum Kernstück der 2012 gänzlich ausgebauten E 6 werden. Und damit zum letzten Bindeglied zwischen dem europäischen Festland und der norwegischen Hauptstadt Oslo. Die geschätzten 20.000 Autofahrer, die täglich die Brücke passieren werden, zahlen diesen »Nachbarschaftsdienst« ab 2005 mit einer Maut von umgerechnet zwei Euro.