Volker Feser ist ein Überzeugungstäter. Sein Reiseführer »Ecuador«, unlängst in der 5. Auflage 2010 erschienen, wurde von Merian als »Ecuador-Bibel« bezeichnet. Unseren Autor, der in Quito ein Reisebüro betreibt, hat es für diesen Newsletter über die Grenzen hinaus gezogen, genauer: nach Kolumbien, das in den Köpfen vieler Urlauber noch immer mit Drogenkriminalität, Banden- und Bürgerkrieg in Verbindung gebracht wird. Doch wie verhält es sich mit der Alltagswirklichkeit? Volker Feser hat recherchiert und ausprobiert.
Mit einem galanten wie reiselustigen Bremer Ehepaar um die 75, im Auto quer durch Kolumbien? Alle hielten mich für verrückt. Vor allem die deutsche Botschaft in Quito: »Herr Feser, wenn Sie entführt oder von einer Rakete beschossen werden, können Sie nicht den deutschen Staat zur Verantwortung ziehen. Das Risiko liegt ganz bei Ihnen.« Das freundliche kolumbianische Konsulat war hingegen begeistert. »Señor Feser, Ihr einziges Risiko besteht darin, dass Sie bei uns bleiben wollen!«
Kurz vor der Grenze hielt ich am Rand der Panamericana und sagte zu Bruno, er solle sich sein Che-Guevara-T-Shirt ausziehen. Bruno war Palmölbauer und wie mein zweiter Bekannter, der Automechaniker Pedro, mein persönlicher »Begleitschutz« bis zur Ankunft in Bogotá, freilich eher im Hinblick auf ein Pannenrisiko. Es dürfte kein Spaß sein, alleine einen tonnenschweren Pathfinder anschieben zu müssen. Unter Protest wechselte Bruno das T-Shirt. Ein klitzekleines Detail, zugegeben, doch ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen, denn eine monatelange Planung lag vor dieser Reise. Jetzt endlich schien ich alles im Griff zu haben. Während sich der Palmölbauer schmollend auf dem Rücksitz verkroch, machte es sich der Automechaniker auf dem Copilotensitz bequem. Ground Control to Major Tom: Freie Fahrt voraus!
Der kolumbianische Zollchef erwies sich als äußerst zuvorkommender Mensch. Nach dem Papierkram stellte er sich vor sein Zollhaus, um uns jegliche Kontrolle zu erparen. »Qué les vaya muy bien – auf dass es Euch sehr gut ergehe!« Meine Gäste aus Bremen sollten übermorgen mit Air France in Bogotá eintreffen.
Von quadratischen Nasen und triumphierenden Däumlingen
Auf halbem Wege zwischen Quito und Bogotá (Hinfahrt) bzw. Medellín und Quito (Rückfahrt) liegt die »Weiße Stadt« Popayan, ein erstes Highlight, das zudem mit einem frühsommerlichem Klima punktet. Es wird tagsüber weder tropisch schwül noch abends empfindlich kühl wie in höheren Andenlagen. Eine elfbögige Steinbrücke von 1873 verbindet die Neustadt mit dem kolonialen Zentrum. Dessen Fassaden wurden frisch renoviert und erstrahlen abends in dezentem Glanz. An einer einsam vor sich hinrottenden Eingangsstüre klebte noch ein halbzerfetztes Kopfgeld-Poster mit Pablo Escobars Konterfei: ein skurriles Relikt aus Kolumbiens spannungsgeladener Gangsterbiografie? Oder hatte es jemand aus der Versenkung geholt und erneut hingepappt? Um einer »guten« alten Ära zu huldigen?
Auf der Suche nach dem Hotel Camino Real verloren wir uns in den verstopften Einbahnstraßen (www.hotelcaminoreal.com.co). Als wir einen Mann nach dem Weg fragten, bot sich dieser gleich an, bei uns einzusteigen, um uns zu führen. »Das macht überhaupt keine Umstände«, sagte er. Zum Dank luden wir ihn auf einen Capucchino in der hübschen Cafetería Kaldivia beim Hotel in der Calle 5 ein. Er lehnte höflich ab: »Ein andermal, Ihr seid bestimmt sehr müde, es war mir ein Vergnügen!«
Nur wenige Schritte vom Hotel befindet sich der noble Parque Caldas. Dessen Merkmal ist nebst der Basilika der quadratische Uhrturm »Torre del Reloj«, im Volksmund »die Nase«. In diese steigt ferner der süßliche Duft von glimmenden Hanfstängeln, zumindest für den, der am fakultätsnahen Hausberg »El Morro« zu den fidelen Kommilitonen hinaufspaziert, auch letzteres völlig risikofrei!
Das olle Image von hoher Kriminalitätsrate und nicht enden wollendem Bürgerkrieg begann zu bröckeln und entspricht heute nur noch bedingt den Tatsachen. In Wahrheit haben die Kolumbianer die Nase gestrichen voll von Gewalt, Guerrilla und Kokainwahn. Bereits auf der Weiterreise entlang des schönen Valle del Cauca konnten wir uns davon überzeugen. Uribes »demokratische Sicherheitspolitik« ist allgegenwärtig. Von überkorrekten bis unbestechlichen Verkehrspolizisten wurden wir prompt gedutzt. Ein herzhaftes Shakehands durchs heruntergekurbelte Seitenfenster war meist die erste Reaktion. Ein freundliches »Wohin soll’s denn gehen?« die zweite. Selbst die vielerorts am Straßenrand postierten, bis an die Zähne bewaffneten Soldaten, schienen uns umgänglicher als gewisse Beamte des ecuadorianischen Fremdenverkehrsamtes zu sein. Sie grüßen Vorbeifahrende sporadisch mit einem hochgehaltenen Alles-in-bester-Ordnung-Daumen, das M16-Sturmgewehr immer im Anschlag. Auf einer tarnfarbenen Tafel stand: »Wir alle sind Helden, reise du ganz entspannt, denn deine Armee sorgt für Sicherheit.« Wobei natürlich nicht alle meine positive Meinung dazu teilen: www.uni-kassel.de. Aber wir fühlten uns bald auch auf einsamen Pana-Abschnitten und Nebenstrecken – fast – wie in Abrahams Schoß. Straßenräuber sind wohl eher Mangelware, eine terroristische Straßensperre wäre quasi ein Unding.
Die meisten Carreteras sind übrigens in einwandfreiem Zustand, die Beschilderung ist jedoch zuweilen unzulänglich. Hilfreich Auskunft erteilt unterwegs praktisch JEDER. Auto- und Motorradfahrer boten sich immer wieder an, um vorauszufahren und uns auf den richtigen Weg zu geleiten.
Die »Kaffee-Achse« und der Urahn aller Jeeps
Durch die voluptös geschwungene Landschaft des Eje Cafetero schlängelt sich die »Autopista del Café«. Sie wartet neben erlesenen »Magic Beans« aus baumbeschattetem Anbau mit vielen architektonischen Blickfängen und den teuersten Mautgebühren des Landes auf. Inmitten aromareichster Arabica-Plantagen kann in charmanten Haciendas aus dem 19. Jahrhundert übernachtet werden, z. B. in der Museums-Finca La Cabaña bei Calarcá (www.clubhaciendasdelcafe.com). Ausflugstipps: Kaffeekult-Hacienda Recuca (www.recuca.com), eine Viertelstunde südlich von Calarcá und Armenia. Im lauschigen Valle del Cocora wächst indes die Nationalpflanze, die bis zu 50 m hohe Wachspalme »Palma de Cera« (Ceroxylon quindiuense). Sie braucht einige Jahrzehnte, um diese Höhe zu erreichen. Von hier starten Reit- und Trekkingtouren in den waldreichen Nationalpark Los Nevados mit seinen über 5.000 m hohen Vulkanen. Kultstatus genießen auch die vorsintflutlichen Willys, jeder für sich eine Legende unter den kriegserprobten Jeeps, hier niedlicherweise »mechanische Eselchen« genannt. Einer kolorierter als der andere reihen sie sich zu Dutzenden in den pittoresken Städtchen Salento, Filandia und Píjao um die Plaza, um ihre Fahrdienste anzubieten. So manch schnauzbärtiger Besitzer lehnt jedoch wie ein Donald Duck mit Hexenschuss unter der aufgeklappten Motorhaube, um festzustellen, woran es gerade wieder liegen könnte.
Der epochale Zauber kolumbianischer Städte
Nachdem ich mit meinen eingeflogenen Bremer Gästen zwei vergnügliche Tage in Bogotá verbrachte (das Goldmuseum ist Pflicht), ging es zunächst auf die Autopista del Norte. Unser Augenmerk galt diesen fabelhaften Kolonialstädtchen, wo die guten alten Zeiten nicht nur in einem Goldrahmen festgehalten werden. Lebendige Freiluftmuseen voller Aura, Alltag, Anekdoten und Anachronismen, voll Menschen, Mopeds, Mußen und Metaphern, Stilleben, Steinkreuzen und hastloser Beschaulichkeit, mit Fahrrädern ohne Gangschaltung und von Eseln gezogenen Fruchtständen, mit Blumentöpfen auf gedrechselten Balustraden, karfunkelroten Ziegeldächern und türkisblauen Lamellenläden in blütenweißen Mauern: 180 km nördlich der Zehn-Millionen-Hauptstadt liegt das weltberühmte Villa de Leyva mit seinen grobschlächtigen Pflastersteinen und kreidebleichen Häuserfronten unter einem enzianblauen Himmel. Von monumentaler Grazie ist die Plaza, mit 14.000 qm die allergrößte Kolumbiens. Touristen sind hier zurecht schon lange keine Seltenheit mehr.
Insgeheim gilt jedoch Barichara als das schönste »Pueblo« des Landes. Schnurstracks ziehen sich die gedrungenen, immer frisch gestrichenen Häuschen entlang der hügeligen Steinplattenstraßen auf einem Hochplateau über dem Río Suárez. Der aus dem indianischen Guane stammende Ortsname ist übersetzt »ein idealer Ort für eine Rast«. Er liegt 445 km nördlich von Bogotá und 100 km südlich von Bucaramanga.
Das Gassengewirr im Zentrum von Honda strotzt indessen nur so vor Karibik-Flair. Die »Stadt der Brücken« erinnert an die Piratenfilme meiner Kindheit. Hierher gelangten die Schiffe von den Antillen über den Río Magdalena flussaufwärts zum einstigen Hafen von Bogotá. Honda liegt 110 km nordwestlich von Bogotá und 220 km südöstlich von Medellín. Hotel-Tipp: Belle Epoque (www.casabelleepoque.com).
Nur 78 km nordwestlich von Medellín liegt das farbenfrohe Santa Fé de Antioquía mit seinen klobigen Mauersockeln aus Flusssteinen, stattlichen Portalen, geschnitzten Fenstergittern und Strohhut tragenden Campesinos (Landarbeiter) unter den Sonnenschirmen auf der Plaza. Die breit geringelten »sombreros vueltiaos« aus einer Palmfaser sind das kulturelle Markenzeichen Kolumbiens.
Abgelegene 180 km nördlich von Bucaramanga schmiegt sich Playa de Belén, der »Strand von Bethlehem«, dornröschenhaft zwischen die erodierten Sockel, Zinnen und außerplanetarisch anmutenden Riesenphalluse des geomorphologischen Sedimentwaldes Los Estoraques. Die streng in Reih und Glied angeordneten Häuschen dieses blitzblanken Dominikanerdorfes wirken wie aus dem Ei gepellt.
Der wildgewordene Torhüter von Medellin
Koloniale Fassaden und pittoreske Gassen weit gefehlt. Aber Medellín ist ein Highlight, progressiv, charakterstark und voller Energie, ein Vorbild für andere Milllionenstädte Lateinamerikas. Zumal die Mordrate seit den 90er Jahren um ca. 90 % gesenkt werden konnte. Phänomenal ist die moderne Metro (S-Bahn), von Siemens und AEG gebaut. Hingegen sind Seilbahnen (Metro-Cables) als Massentransportmittel nicht nur eine kolumbianische Erfindung, sondern auch der wahre Stolz der pfiffigen »Paisas«, wie die Bewohner Medellíns landläufig heißen. Ein besonderes Erlebnis ist die insgesamt 6,6 km lange Gondel-Fahrt von der Metro-Station Acevedo ins Armenviertel Santo Domingo Savio (umsteigen) und weiter hinauf in den aussichtsreichen Arví-Park. Spätestens hier wurde Pablo Escobar auch im übertragenen Sinne zu Grabe getragen. Sozusagen Schnee von gestern.
Die Connection Medellín, das einstige Drogenkartell, entpuppt sich heute als poppiger, lebensfroher Schmetterling. Meine kunsterfahrenen Gäste aus Bremen, Fans des hier geborenen, weltberühmten Malers Fernando Botero, waren begeistert. Mein Medellín-Idol ist jedoch ein ganz anderer. Der im lokalen Klub Atlético Nacional zu Ruhm erkorene René Higuita ist für mich der aufregendste Torwart der Welt. Sein »Skorpion« im Londoner Wembley-Stadion schrieb Fußballgeschichte (www.youtube.com). Er hatte diesen lange zuvor im Knast geübt. Ebenso riskant waren seine Eskapaden bis weit über die Mittellinie in Richtung gegnerisches Gehäuse. Auch beim WM-Spiel 1990 gegen Deutschland dribbelte sich Higuita völlig losgelöst hinaus in die befreiende Arena, während seine ungezähmte Pegasusmähne wie eine fahnenflüchtige Rock ’n' Roll-Standarte im Rausch des tosenden Beifallsturms umherflatterte. Was für ein Spektakel! Die blassen, biederen, hausbackenen Klinsmänner konnten den Kasten des pflichtvergessenen »Loco« trotzdem nur einmal knacken: Endergebnis 1:1. Wenige Spiele später stellte sich heraus: Kolumbien hatte dem Weltmeister getrotzt!
Superlativen und Schönheiten eines Landes
Morromico muss das wildromantischste Gästehaus an der südamerikanischen Pazifikküste sein. Es steht völlig solo am 120 m breiten (!) Sandstrand eines jungfräulichen Meerbusens, dessen Anmut selbst Christopher Kolumbus vor Schiefmäuligkeit erblassen ließe. Gleich dahinter wuchert dichter Dschungel mit kristallklaren Kaskaden-Whirlpools im Naturwunder Utría-Nationalpark. Die längst erwachsenen Blumenkinder Javier und »La Negra« sorgen sich während der Robinsonade ums leibliche Wohl der Gäste. Diese werden persönlich am Flugplatz in Nuqui abgeholt, eine Bootsstunde südlich von Morromico, eine Flugstunde westlich vom innerstädtischen Avioneta-Aeropuerto Olaya Herrera in Medellín (www.ada-aero.com oder www.satena.com). Den Wolke-Sieben-Blick auf die zwischen Palmwedel und Webernester im Ozean versinkende, glutrote Sonne hat das rustikale Zimmer ganz oben unterm Dach, dort wo Ara »Free« am lautesten krächzt (www.morromico.com).
Über Cartagena möchte ich schon aus Platzgründen nur wenig berichten: die Crème de la Crème, mythisches Weltkulturerbe, wo Gold- und Smaragdschätze in den Bäuchen spanischer Galeeren verschwanden, wo Korsaren unter der Totenkopflagge Angst und Schrecken verbreiteten. Aber selbst Francis Drake scheiterte an den uneinnehmbaren Bollwerken und Tunnellabyrinthen. Anders als in den risikoreichen Zeiten von Skorbut, Kanonenkugeln und Enterhaken schauen heute blumenumrankte Balkone auf die malerischen Kolonialgassen herab, und offene Pferdekutschen mit eng umschlungenen Liebespäarchen prägen den Verkehr. Die »Ciudad Amurallada«, die Altstadt von Cartagena, ist ein Muss bei jeder Kolumbien-Reise! Geheimer Ausflugstipp: 5 Fahrstunden südlich davon, auf einer Insel im riesigen Schwemmland des Magdalena-Flusses, hat das drückend schwüle Weltkulturerbe Mompox mit hitzegestraften Bewohnern und allabendlichen Froschorchestern aufzuwarten. »Río Magdalena lass mich rüber« lautet der berühmte Volksliedrefrain über diese Lebensader Kolumbiens. Bereits Simón Bolívar ritt 1812 schweißüberströmt hier ein. Schnuckelig ist das Kirchlein Santa Barbara, schmuddelig sind die Piratenbeizen am Flussufer. Für Videofilmer: Hier drehst du DIE Szenen aus Gabriel García Márquez fantasmagorischem Dorf »Macondo«! Hoteltipp: Portal de la Marqueza (www.portaldelamarqueza.over-blog.com).
Auf Old Providence sterben die Menschen nicht, sie werden lediglich begraben, um unter der Erde weiterleben zu können. So der Glaube seiner friedfertigen Bewohner, einer ethnischen Minderheit aus ehemaligen Sklaven und britischen Siedlern. Die »Blume des Meeres«, ein 17 qkm kleines kolumbianisches Eiland vor der Küste Nicaraguas, besitzt Elemente der biblischen Beschreibung vom Paradies: eine liebliche Hügellandschaft mit Frischwasserquellen und tropischem Urwald, wo saftige Mangofrüchte flugs von den Bäumen herabfallen. Wenige Bootsminuten off shore liegt das drittgrösste Korallenriff der Welt, ein prachtvoll schillerndes Universum voller Farben, Formen und fabelartiger Wesen. Das Karibische Meer zeigt sich hier von seiner ursprünglichsten Seite. Am aufregendsten ist ein Schnorchelausflug zum neun Seemeilen entfernten »Faro« am nördlichen Ende des 32 Kilometer-Riffs. Wer sich hier in der sanften Strömung an einem der kolossalen Korallenpilze festkrallt, will das transluzide Wasser nie mehr verlassen: Doktor-, Hamlet-, Igel-, Kaiser-, Koffer-, Maid-, Margariten-, Papageien- und Eichhörnchenfische, Rot- und Feenbarsche, Regenbogenwrassen und blaugestreifte Süßlippengrunzer – wahre Weltklasse! Der Bootscharter zum »Leuchtturm« kostet allerdings 250 Euro. Agentur-Tipp: Body Contact von Jennifer Archbold: www.oldprovidence.com.co.
Am späten Nachmittag empfiehlt sich ein Spaziergang in der wesentlich günstigeren South West Bay (Hotel-Tipp: Miss Mary von Jaime Archbold, www.providenciaespasion.com), vorzugsweise zu einer der freien Hängematten im Palmenhain vor Richards Kiosk. »Live free or die!« steht auf dem Holzschild des extrabreit grinsenden Rastafari. Davor räkelten sich gerade ein paar Leute am Lido, andere kicherten entrückt oder watschelten verzückt ins Meer. Da erspähte ich im Schatten ihre kaffeebraunen, nicht enden wollenden Beine aus einem gestreiften Chaiselongue herausbaumeln. In ihrer nachtfarbenen Afrokrause steckte eine blutorangefarbene Haarspange. Zwischen ihren Fingern glimmte ein fetter Joint. Eine hünenhafte Fußzehe spritzte schnippisch eine Ladung Sand nach mir. Um Haaresbreite hätte ich sie durch die Blume hin angesprochen, bestellte aber erstmal einen rassig drapierten Coconut-Cocktail, und musterte die feurige, in die spiegelglatte Bahía eintauchende Sonnenkugel. Es verging keine Minute und ich saugte am herumgereichten Düserich der Geladenen. »Don’t bogart that my friend!«
Gegen Ende dieser Reise bestand mein einziges Risiko eigentlich nur noch darin, dass mich meine Bremer Begleiter in diesem Rausch der Sinne ertappen könnten. Pero así es mi Colombia – aber so ist nunmal mein Kolumbien!
Anreise-Infos von Ecuador
Kolumbien ist von Quito aus leicht per Flieger zu erreichen. Mit Lan und Taca geht es täglich direkt nach Medellín, Flugzeit 1,5 Stunden. Oftmals gibt es Last-Minute-Tarife. Avianca, Copa, Aero República und Aerogal fliegen täglich nach Bogotá. Von beiden Städten gibt es zahlreiche Anschlussflüge, so z. B. nach Cartagena. Ein dichtes Flugnetz mit allerlei Airlines deckt das ganze Land ab, selbst entlegene Orte. Es gibt zudem Busverbindungen ab Quito: mit Rutas de America (www.rutasenbus.com) jeden Mi und Sa über Palmira (bei Cali) und Armenia (»Eje Cafetero«) nach Bogotá; mit Ormeño (www.grupo-ormeno.com.pe) Mi und Sa über Cali nach Bogotá, Fahrzeit 28 Stunden. Am spannendsten ist jedoch eine Kolumbien-Fahrt mit Salsa Reisen, dem kleinen, aber feinen ecuadorianischen Tour Operator vom Autor dieser Kolumbien-Reportage: www.salsareisen.com