Der Titel »Kalabrien & Basilikata« wurde von unserer Autorin Annette Krus-Bonazza 2007 komplett vor Ort überarbeitet und liegt inzwischen in 3. Auflage vor. Daneben hat sich die Reisebuchjournalistin einem spannenden Thema zugewandt: dem Erlernen einer fremden Sprache im Ausland. Dass dieser Vorsatz mit sehr viel Spaß und darüber hinaus noch singend gehalten werden kann, beschreibt sie in ihrer Laudatio auf die Piccola Università Italiana.
»Volare, oh, oh, cantare, oh, oh …« schallt es an jedem späten Freitagabend aus einem der Restaurants rund um den Largo Pandullo, einen kleinen Platz mitten im Gassengewirr von Tropea, wo in einem gefälligen Altstadtpalazzo mit blumengeschmückten Balkonen die Piccola Università Italiana residiert. Der Freitagabend ist seit der Gründung der privaten Italienischsprachschule im Jahre 1993 fürs Essen, Trinken und Singen reserviert. Antonio Lamantea, Direktor der Sprachschule, die bis zur bildungsministeriellen Anerkennung und Aufwertung zur »Piccola Università Italiana« im Jahre 2004 unter »Caffè Italiano Club« firmierte, ist übrigens beim freitäglichen Chorgesang seiner Schülergemeinde mit Leib und Seele und nicht zuletzt passabler Stimme stets persönlich mit dabei.
Eine entspannende »Unterrichtsmethode«, für die guter Wein sogar förderlich ist
Nachdem ein semiprofessioneller Musiker aus einem Nachbardorf von Tropea auf der Gitarre den Ton angegeben hat, intoniert eine musikalisch mehr oder minder talentierte Gesangsrunde dann Freitag für Freitag forsch und fröhlich international bekannte Schlagerklassiker wie »O Sole mio«, »Azzurro« und »Volare« oder gibt sich inbrünstig anspruchs- und gefühlvolleren Balladen italienischer »cantautori« (Liedermacher) wie Lucio Dalla, Antonello Venditti oder Francesco de Gregori hin.
Da die Sänger und Sängerinnen eine von der Schule komponierte Textsammlung vor sich haben, werden die meisten Lieder ungeachtet der nicht immer korrekten Aussprache bis zur letzten Strophe durchgesungen, und wenn die Sangeskraft mal erlahmt, gibt Einpeitscher Francesco, so heißt der Gitarrist aus der Nachbarschaft, auch schon einmal ein derbes kalabrisches Volkslied im örtlichen Dialekt zum Besten.
Nach einer Woche schweißtreibender Konjugation, Deklination und Konversation im Klassenzimmer, freuen sich die Sprachschüler aus aller, mehrheitlich aber der deutschen, österreichischen und schweizerischen Welt über diese entspannende »Unterrichtsmethode«, für deren Erfolg der Genuss von gutem Wein nicht schädlich, sondern wahrscheinlich sogar förderlich ist.
In manchen Bundesländern als Bildungsurlaub anerkannt
Und ich weiß, wovon ich da spreche, weil ich in den Jahren 1996, 1997 und 1998 selbst mehrere Kurse an der Schule absolviert habe, um mich für ein Italienischexamen an der Universität von Siena fit zu machen.
Wie die meisten Studenten der Piccola Università Italiana hatte ich mich bei meinen ersten Sprachurlauben für einen vierstündigen Hauptkurs in einer Kleingruppe von 3 bis 6 Teilnehmern entschieden, um vier Wochen vor besagter Prüfung etwas mehr Geld und Geduld in einen individuell auf meine Stärken und Schwächen abgestimmten Einzelunterricht zu investieren, was sich nicht nur angesichts des überaus schwierigen und dennoch bestandenen Examens durchaus bezahlt gemacht hat.
Effektiv und erfolgreich war jedoch beides, zumal die vornehmlich weiblichen Lehrkräfte ausnahmslos durch ein Universitätsstudium qualifiziert und auf das Unterrichten ausländischer Schüler spezialisiert sind. (Der Hauptkurs findet übrigens nach einem Einstufungstest von Montag bis Freitag zwischen 9 und 13 oder 16 und 20 Uhr statt und ist in zwei Grammatik- und zwei Konversationsstunden unterteilt. Wer aus Hamburg, Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz kommt und sechs Stunden Unterricht täglich auf sich nimmt, kann sich die Sprachferien im meist sonnigen Tropea sogar als Bildungsurlaub anerkennen lassen).
Amüsanter ist freilich das gemeinsame Lernen mit anderen Schülerinnen und Schülern, weil man dabei Menschen zwischen 18 und 80 kennen lernt und eigentlich immer Gleichgesinnte findet, mit denen man das Gelernte praktisch erproben und nach dem Unterricht essen, trinken, baden und tanzen gehen oder Ausflüge unternehmen kann.
Familiäre Atmosphäre im mediterranen Paradies
Die Schule selbst bietet ein breit gefächertes Freizeitprogramm, auf dem neben dem bereits angepriesenen Liederabend regelmäßige Filmvorführungen, Weinproben und Kochkurse, geführte Stadtrundgänge durch Tropea und Kleinbus- und Bootsausflüge in die nähere und weitere Umgebung des kalabrischen Küstenstädtchens stehen.
Für die Stadtführungen zeichnet mit der sympathischen Emilia Conace eine der dienstältesten Lehrerinnen der Schule verantwortlich, und bei den wöchentlichen Ausflügen in das Karthäuserkloster von Serra San Bruno, den Aspromonte, nach Scilla, Reggio Calabria, Crotone und Santa Severina in Kalabrien oder Taormina auf Sizilien fungiert der ortsansässige Architekt Vincenzo La Torre als kompetenter Reiseleiter und Chauffeur in Personalunion.
Um die Unterbringung der Studenten in von der Schule angemieteten Appartments in der Altstadt oder am Hafen von Tropea – die meisten übrigens mit Balkon oder Terrasse und Meeresblick –, die Buchung von Flügen, den Transfer zum Flughafen, den kostenlosen Verleih von Mountainbikes, die Belegung der schuleigenen Internetarbeitsplätze oder die Nutzung des Klaviers kümmert sich Daniela, eine Deutsche, die vor einigen Jahren aus dem Sauerland nach Tropea übergesiedelt ist. Und auch Simone Rainer, gebürtige Österreicherin und für die Vermarktung der Schule im Ausland zuständig, ist quasi rund um die Uhr im Haus, hat ebenso wie der direttore personalmente stets ein offenes Ohr für die Fragen, Sorgen und Nöte der Studenten und ist »sprachnotfalls« natürlich auch in Deutsch zu kontaktieren.
Sie teilt nicht nur das Büro, sondern auch ihr Privatleben mit Antonio Lamantea, das die beiden allerdings ebenfalls vornehmlich im Kreise ihrer Studenten verbringen.
Wohl nicht zuletzt wegen dieser familiären Atmosphäre an der Schule bin ich nicht die Einzige, die gleich mehrere Sprachkurse in Folge in Tropea absolviert hat, zumal man dort das Angenehme aufs Vortrefflichste mit dem Nützlichen verbinden kann.
Abgesehen vom Hauptferienmonat August, wenn sich wahre Menschenmassen über die Hauptflaniermeile Corso Vittorio Emanuele schieben und die örtlichen Traumstrände bevölkern, ist das kleine kalabrische Küstenstädtchen mit gefälligem Centro Storico trotz jährlich wachsenden touristischen Andrangs nämlich noch immer ein kleines mediterranes Paradies.
Wann immer ich zwecks Recherchen für mein Reisebuch oder purer Erholung in Tropea bin, schaue ich übrigens beim freitäglichen Gesangsabend vorbei. Während ich dort vor einigen Wochen wieder einmal aus vollem Halse »Volare, oh, oh …« schmetterte, kam mir die Idee, anlässlich der Neuauflage von »Kalabrien & Basilikata« einmal ein Loblied auf die Piccola Università Italiana zu singen bzw. allen italophilen und sangesfreudigen Müller-Lesern an dieser Stelle von meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen an dieser ersten privaten Italienischsprachschule auf kalabrischem Boden zu erzählen.
Weitere Informationen:
Die Piccola Università Italiana ist das ganze Jahr über geöffnet, wobei Sprachunterricht und Unterbringung in der Vor- und Nachsaison und v. a. in den Wintermonaten natürlich preisgünstiger sind als in der sommerlichen Hochsaison. Auf ihrer Homepage ist neuerdings ein kleines Video anzuschauen, auf dem man sich einen kleinen Eindruck vom Unterrichts- und Freizeitleben der Schule verschaffen kann.
Informationen über Kurstypen, Unterkünfte und Preise sind online, telefonisch oder postalisch zu erfragen:
Piccola Università Italiana
Largo Pandullo 6
89861 Tropea (VV)
Tel.: +39 0963603284
Fax: +39 096361786
Internet: www.piccolauniversitaitaliana.com
E-Mail: info@piccolauniversitaitaliana.com