Unsere MM-City-Guides sind beliebter denn je. Deshalb haben wir uns 2008 zu vier neuen Titeln entschieden: Im Juli werden »Dresden«, »München« und »Kopenhagen« veröffentlicht, Ende Mai das Metropolenbuch »Hamburg«. Vor einigen Wochen kam »Berlin MM-City« (4. Auflage 2008) heraus: frisch recherchiert und frisch aufgemacht mit 264 Seiten plus herausnehmbarer Karte und noch mehr Übersichtlichkeit zu z. B. Themen wie »Reisen mit Kindern«. Für den Newsletter hat sich Autorin Gudrun Maurer dem Flughafen Tempelhof genähert, dessen Schließung momentan wieder fragwürdig ist und über den ein Volksentscheid richten könnte.
Weltweit berühmt wurde der Flughafen Berlin-Tempelhof während der Berlin-Blockade 1948/49, als der Westteil der Stadt über Monate ausschließlich aus der Luft versorgt wurde. Fotos aus dieser Zeit zeigen die sogenannten Rosinenbomber, Flugzeuge der West-Alliierten, die Nahrungsmittel, Kleidung und Brennstoffe über den damals einzigen Berliner Flughafen in die westlichen Sektoren Berlins brachten.
Heute sind bereits die beiden wesentlich neueren Flughäfen Berlin-Tegel (im ehemaligen Westteil der Stadt) und Berlin-Schönefeld (im ehemaligen Ostteil) veraltet und sollen einem modernen Nachfolger weichen. Nachdem fast zwanzig Jahre über den Standort des neuen Flughafens und die Schließung der drei bestehenden Berliner Flughäfen gestritten wurde, steht nun das Aus für den ältesten Flughafen der Stadt unmittelbar bevor. Inzwischen starten und landen nur noch wenige Maschinen aus und nach deutschen Regionalflughäfen auf dem Asphalt im Zentrum der Stadt; die Abfertigungshalle ist menschenleer, von Geschäften und Cafés, die andere Flughäfen dominieren, so gut wie keine Spur.
Überraschende Wende nach längst akzeptierter Schließung
Ende Oktober soll in Tempelhof endgültig Schluss sein mit dem Flugbetrieb. Die meisten Berliner sehen diese Entwicklung leidenschaftslos oder freuen sich sogar darüber – in erster Linie die Bewohner und Eigentümer von Immobilien in der Einflugschneise.
Die künftige Nutzung des riesigen Areals mit den schier endlosen Flughafengebäuden aus der NS-Zeit ist noch völlig unklar. Der Bund möchte die finanzielle Verantwortung dafür dem Land Berlin übertragen, das diese aber nicht gern übernehmen möchte. So wartet man weiter ab und träumt von einem riesigen Park, autofreiem Wohnen, Hotel- oder Klinik-Landschaften – je nach persönlicher Vorliebe. Ganz andere Pläne verfolgt eine Interessengemeinschaft, die sich vor einiger Zeit gegründet hat: sie fordert den Erhalt des innenstädtischen Flughafens und konnte im Rahmen eines Volksbegehrens bis zum 14. Februar genügend Unterschriften sammeln, um einen Volksentscheid am 27. April herbeizuführen. Dann müssen mindestens 606.000 Stimmen für den Weiterbetrieb des Flughafens abgegeben werden.
Tempelhof-Frage spaltet Parteien
Auch die Parteien-Landschaft ist in der Tempelhof-Frage gespalten: SPD, Die Linke und die Grünen sind für die Schließung des Flughafens, CDU und FDP sind dagegen. Ob ein positives Votum der Bürger tatsächlich zum Weiterbetrieb des Flughafens Berlin-Tempelhof führen würde, erscheint aber sehr fraglich: damit könnte die Rechtsgrundlage zum Bau des Großflughafens Berlin-Brandenburg International in Schönefeld entfallen, die an die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof gekoppelt ist.