Auf jeder Recherchereise gönne ich mir einen arbeitsfreien Tag, an dem ich die imperiale Pracht von Hofburg und Schloss Schönbrunn, die „Palazzi Prozzi“ am Ring, Stephansdom, Graben und Kohlmarkt und die dort pulsierenden Touristenströme lieber meide. Ich verbringe ihn bei einem ziellosen Bummel durch die Josef- oder die Leopoldstadt, das Freihausviertel oder die Neubaugasse, wo ich in originellen Galerien und Läden stöbere und in meinen Lieblingskaffeehäusern einkehre. Ich schlendere in aller Ruhe und ohne Notizblock und Kamera über Nasch- und Brunnenmarkt oder halte mich stundenlang im Museumsquartier auf, wo Alt und Neu eine besonders gefällige städtebauliche Symbiose eingehen. Dort schaue ich mir in Leopold Museum, Kunsthalle und mumok die gerade aktuellen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst an, obwohl oder vielleicht sogar gerade weil sie für den Reiseführer keine Relevanz haben.
Wenn das Wetter schön ist, mache ich Spaziergänge an der alten Donau, auf den Wiener Hausbergen oder durch den Augarten, die ich mir durch einen Marillenknödel oder ein Achtel Wein in einer lauschigen Gartenwirtschaft versüße. Bei hochsommerlichen Temperaturen erfrische ich mich gern im Krapfenwaldbad und genieße von dort oben die Aussicht auf Wien, das aber auch im tiefsten Winter mehr als eine Reise wert ist.