Meine erste Apulienreise war ein Abenteuer: Kaum volljährig, packte ich den Rucksack und setzte mich in den Zug nach Neapel. Es war ein kalter Februartag und es regnete. Vom Vesuv wandte ich mich landeinwärts und wanderte zu Fuß nach Troia auf die andere Seite des italienischen Stiefels. In Apulien angekommen, begann der Frühling ...
Apulien ist anders als die anderen Regionen Süditaliens. Gemeinhin verbinde ich mit dem Mezzogiorno spröde Bergdörfer. Zum Image des Südens zählen außerdem Schlaglöcher, illegale Müllentsorgung und überalterte, durch Armut und Migration gezeichnete Orte.
Gut, dass wir auf Reisen die Chance haben, die Vorurteile durch eine realistischere Sicht der Welt zu ersetzen. Auch wenn Müll nicht immer sofort abgeholt wird und man beim Fahren hin und wieder auf Schlaglöcher achten muss, werden die Zuschreibungen dem Reiseziel Apulien keinesfalls gerecht. Apulien ist nicht bergig, weshalb es nicht verwundert, dass es kaum Bergdörfer gibt. Die Region ist auch nicht überall arm, weshalb es eher überrascht, wenn man tatsächlich einmal auf sprichwörtliche Mezzogiorno-Armut stößt. Im Gegenteil, die vorbildlich sanierten Zentren sind blitzsauber und strahlen eine kulturelle Aura aus. Von den Kunstinstallationen im öffentlichen Raum, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, kann sich manche Kommune im deutschsprachigen Raum eine meterdicke Scheibe abschneiden! Nicht zuletzt fällt auf, dass Apulien eine sehr junge Region ist: Trendige Bars und Restaurants zeigen sich von der stylischen Seite, und die Leute wissen modisches Outfit zu schätzen.