Wieder unterwegs. Ich weiß nicht, zum wievielten Mal. Kreta – warum Kreta? Manche Dinge geschehen einfach. Als ich 1972 als frischgebackener Abiturient das erste Mal nach Griechenland reiste, litt das Land unter der Militärdiktatur. Wir tuckerten mit unserem alten Opel über die Grenze und das erste, was wir realisierten, waren die unglaublichen Preise: eine Flasche Retsina für 50 Pfennig ...
In Athen konnten wir bei einem jungen Mann unterkommen, der Gäste aus aller Herren Länder einquartierte. Nach zwei Tagen schifften wir uns zielsicher nach Kreta ein – wahrscheinlich einfach, weil es die südlichste Insel war. Wir durchwanderten die Samariá-Schlucht und übernachteten in der verlassenen Schluchtsiedlung – heute streng verboten. Ein anderes Mal wurden wir zu viert von einer Familie zum Übernachten eingeladen, einfach so. Gastfreundschaft und Interesse waren überall zu spüren. Danach war ich infiziert. Vor allem auch, weil ich feststellte, dass es zu dieser Zeit kaum vernünftige Kretaliteratur gab. Ein Führer mit praktisch nutzbaren Informationen fehlte sogar völlig.
Es sollte noch einige Zeit dauern, bis der Michael Müller Verlag entstehen konnte, doch dann bekam ich eine Lebensaufgabe, mit der ich mich seit nunmehr fast 40 Jahren beschäftige: Ich danke den vielen Lesern, die das ermöglicht haben! Also Kreta – warum Kreta? Ganz einfach, Kreta ist einzigartig, wild, ungezähmt und großartig – ein rauer Charakter, trotzdem voller Anmut und Poesie. Jede Kretareise ist ein Abenteuer – was werde ich dieses Mal entdecken? Der große Níkos Kazantzákis hat es so ausgedrückt: „'Kreta', murmelte ich, 'Kreta' - und mein Herz schlug rascher.“