Reisen im Nachtzug werden immer beliebter. Abends einsteigen, nachts bequem reisen und morgens entspannt ankommen: Das ist für Viele nicht nur eine umweltfreundliche Alternative zum Flugzeug, sondern auch eine bewusst entschleunigte Art des Reisens. 2016 stellte die Deutsche Bahn ihr Nachtzugangebot ein, weil sie es nicht mehr für wirtschaftlich erachtete. In die Bresche sprang damals die Österreichische Bundesbahn ÖBB, die nicht nur einen Teil der Strecken übernahm, sondern auch Schlaf- und Liegewagen. Mit ihren Nightjets ist sie nun der größte Anbieter im europäischen Nachtzugnetz und es kommen laufend neue Verbindungen dazu.
So reist man beispielsweise von Hamburg oder Berlin nach Zürich bzw. Wien über Nacht. Auch auf den Zuglinien von Amsterdam bzw. Brüssel nach Wien oder umgekehrt kann man in deutschen Städten zusteigen. Von München geht es nach Paris, Ancona, La Spezia und Rom, ebenso von Stuttgart nach Wien oder Venedig.
Die Nightjet-Verbindungen werden durch Angebote von Partnerbahnen ergänzt. So bietet die Kroatische Bahn die Verbindungen Stuttgart/München nach Rijeka bzw. Zagreb an, während die Ungarische Bahn Berlin bzw. München mit Budapest verbindet. Buchbar sind die Tickets aber ganz einfach über die ÖBB.
Die Preise hängen davon ab, wieviel Komfort man sich wünscht: Gereist wird im Sitz-, Liege- oder Schlafwagen mit oder ohne Frühstück. Je früher man bucht, desto günstiger sind die Preise. Rechtzeitig kümmern sollte man sich nicht nur, um ein günstiges Ticket zu ergattern, sondern auch weil die Nachtfahrten inzwischen so begehrt sind, dass die Tickets in den Schlaf- und Liegewagen oft schon Wochen bis Monate vorher ausgebucht sind. Wer also von einem spontanen Trip träumt, so wie früher mit dem guten alten Interrailticket in seiner ursprünglichen Form, muss sich von dieser Wunschvorstellung leider verabschieden.
Wir wollen nicht
verschweigen, dass auch die Deutsche Bahn wieder vermehrt ins
Nachtzuggeschäft einsteigt. Sie bedient innerdeutsche Strecken oder auch Ziele wie
Prag, Amsterdam und Zürich. Nur im Sommer gibt es die Verbindung
Hamburg – Kopenhagen.
Nach Skandinavien gelangt man jedoch auch mit der Schwedischen
Staatsbahn SJ oder mit Snälltåget, einem Unternehmen mit Sitz in Malmö; beide verbinden Berlin und Hamburg mit Stockholm.
Inzwischen tummeln sich auf dem Nachtzugmarkt auch einige neue Anbieter. Ein belgisch-niederländisches Start-Up namens European Sleeper lässt seit Mai seinen »Good Night Train« von Brüssel über Amsterdam nach Berlin fahren. Für 2024 wurde bereits eine Verlängerung nach Prag angekündigt. Von Frankreich aus schickt sich das Unternehmen Midnight Trains an, eine Luxusklasse aufs Gleis zu bringen. Vom Pariser Gare du Nord aus sollen ab 2024 nach Vorstellung der Betreiber »Hotels auf Schienen« durch Europa rollen.
Wer vor Ort nicht ohne eigenen fahrbaren Untersatz auskommen möchte, kann sich überlegen, sein Auto oder Motorrad im Zug mitzunehmen. Diese Möglichkeit bietet die ÖBB auf einigen Strecken an. Für Radfahrer hat die Bahn noch bis zum 31. August ein Special auf Lager: Der Fahrradtransport von der eigenen Haustür zur Haustür am Urlaubsort innerhalb von Deutschland kostet derzeit nur 29,90 statt 49,90 Euro.
Wer sich vertieft
mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei der ZEIT ONLINE-Podcast
»Spezial: Warum Nachtzüge glücklich machen« ans Herz gelegt.
Und hier noch ein Buchtipp für Nachtzugliebhaber: »Nachtzugreisen – Die schönsten Strecken Europas« ist ein 2022 im Conbook-Verlag erschienenes reich bebildertes Buch, das die 20 schönsten Strecken thematisiert.