Was ist ein „Monk Chat“? Soll es ein dickflüssiges Curry sein oder doch lieber ein Insektensnack? Welche Elefanten-Tour dient dem Schutz der Dickhäuter? Und wo genau liegt das ursprüngliche Thailand? Auf diese und andere Fragen hat Sandra Wohlfart die passenden Antworten gesammelt: in ihrem 400-seitigen Reiseführer zu Thailands Norden. In dieser Reportage verrät die Asien-Spezialistin ihre Top Ten: Sie reicht von einem Mekka für Tempelliebhaber bis zu Thailands viertgrößtem Süßwassersee, von einem Nationalpark in 2.565 Metern Höhe und Sonnenaufgängen, die „einfach kitschig schön sind“.
Chiang Mai, hier
schlägt der Puls des Nordens. – Die Metropolregion, umrahmt von grünen Bergen,
ist ein Muss für jeden Nordthailand-Reisenden. Bei einem Streifzug durch den Kad
Luang, den größten Markt der Stadt, kann man sich ganz den Farben und Gerüchen
hingeben: Hier gibt es fast alles zu kaufen. Wer noch mehr Markt will, der kann
samstags und sonntags auf der bunten Walking Street im Herzen der Stadt
flanieren, wenn sich die Tempelhöfe in Garküchen verwandeln …
Mit seinen unzähligen
Tempeln ist Chiang Mai auch ein Mekka für Tempelliebhaber, und Architekturbegeisterte
kommen bei den schön restaurierten Kolonialstilgebäuden auf ihre Kosten. Etwas
Besonderes ist es, im Wat Chedi Luang, einer buddhistischen Tempelanlage, einem
„Monk Chat“ beizuwohnen – man erlangt
Mönchswissen aus erster Hand. Ein Besuch der vielen Museen lohnt sich für
diejenigen, die mehr Einblick in die Kultur der Nordthais und der Bergvölker erhalten
möchten. Und im Winter verwandelt sich die Stadt in ein wahres Blumenmeer: In
den Parks und botanischen Gärten der Umgebung blühen die Pflanzen um die Wette.
Gemütlich gibt sich
die Altstadt Lampangs mit ihren hübsch erhaltenen Holzhäusern. Nachdem sich
1864 die ersten Teakholzfirmen niedergelassen haben, gewann die Stadt an
Bedeutung. Es entstanden feudale Häuser im burmesischen Kolonialstil.
Der wohl berühmteste
Bewohner war Louis Leonowens, Sohn der britischen Lehrerin Anna, die in Bangkok
die Kinder von Rama IV. unterrichtete. Aus ihrer Biografie entstand das Musical
„Anna und der König von
Siam“ („The King and I“), das bis heute in Thailand
verboten ist. Louis’ Haus und Firmensitz auf einem von schattenspendenen Bäumen
gesäumten Land kann heute wieder besichtigt werden.
Weitere Häuser aus der
Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts beherbergen Coffee Shops, Restaurants und
Hotels und sind besonders schön am Samstag anzuschauen, wenn die Hauptstraße für
den Verkehr gesperrt wird und die Walking Street beginnt. Eine Fahrt durch die
Altstadt in einer der Pferdedroschken ist ein absolutes Muss, ebenso wie der
Besuch der Keramikmanufakturen.
Einer der zahlreichen
Stauseen um Chiang Mai ist der Mae Ngat Dam. Traumhaft gelegen mit Blick auf
die umliegenden Bergketten ist der See nur etwa 50 Kilometer von der Stadt
entfernt.
Ein sehr schönes
Naturerlebnis ist es, in dem schwimmenden Resort auf dem See zu übernachten. Im
Mountain Float gibt es ganze Bungalows zu mieten, von zwei bis zehn Personen reicht der Platz.
Außerdem hat das Mountain Float ein richtig gutes Restaurant, weshalb es sich
auch für einen Tagesauflug lohnt. Und: Das klare Wasser des Sees lädt zum Baden
ein!
Das mächtige
Nationaltier der Thais, der Elefant, ist ein sicheres Highlight jeder Nordthailand-Tour.
Wer sich intensiver mit dem Leben der Dickhäuter auseinandersetzen möchte, dem
empfehlen wir einen Besuch bei „Elefanten-Bodo“.
Der ehemalige
Elefantenpfleger Bodo Jens Förster hat 2002 die Organisation Elephant Special Tours
zum Schutz der Dickhäuter gegründet. Inzwischen bietet er wunderschöne Touren
und Erlebnisse mit den Elefanten an. Es handelt sich um Mehrtagestouren, bei
denen die Gäste eine Beziehung zu den majestätischen Riesen aufbauen können. Es
gibt sogar einen 7-Tages-Trip durch den Dschungel mit Kochgeschirr und Zelt –
Naturburschen vor! Wem das zu viel ist, der kann auch gemütlich in einer Lodge
übernachten und die Tagesprogramme von Bodo mitmachen …
Der höchste Berg
Thailands mit einer stattlichen Höhe von 2.565 Metern ist ein beliebtes
Ausflugsziel in der Region Chiang Mai. In den Wintermonaten fallen die
Temperaturen nachts unter 0 Grad, und der Berg wird zu einem Camping-Highlight
der Thais, die hier ihre Wintersachen endlich mal auspacken können.
Die Bergregion ist
1972 bereits zum Nationalpark erkoren worden und für Wanderer und
Naturliebhaber ein Muss. Kurz vor dem Gipfel trifft man auf die Königspagoden –
in den Wintermonaten von blühenden Weihnachtsternen, Chrysanthemen und
Rhododendron flankiert. Der Park hat einige schöne Wasserfälle und Wanderwege,
die mit einem einheimischen Führer erkundet werden können.
Die Provinz Chiang
Rai, die sich nördlich an Chiang Mai anschließt und bis hinauf ins Goldene
Dreieck zwischen Thailand, Laos und Burma führt, ist in den letzten Jahren aus dem
Dornröschenschlaf erwacht und entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum. Besonders
der weltbekannte weiße Tempel, der Wat Rong Khun, erschaffen von Chalermchai
Kositpipat, ist unbedingt einen Besuch wert! Der Künstler verbindet moderne
Tempelarchitektur mit alten Formen und heutiger Pop Art. Im Inneren sieht man Szenen
aus dem Leben Buddhas gepaart mit Superman-Motiven oder Sequenzen aus Michael
Jacksons „Thriller“.
Außergewöhnlich und interessant
ist auch das Baan Dam-Museum, das schwarze Haus, wie es in der Übersetzung heißt.
Der kürzlich verstorbene Künstler Thawan Duchanee hat 50 Jahre an diesem Meisterwerk
gearbeitet und Häuser in den verschiedenen Baustilen Thailands errichten
lassen. Auf dem großzügigen Areal stehen an die 40 Gebäude, die seine
Sammlungen von Tierfellen, gehäuteten Schlangen und aus Tiermaterialien
hergestellten Möbeln beherbergen.
Die weitgehend
unbekannte Provinz Phayao gilt immer noch als Geheimtipp. Tolle
Sonnenuntergänge an Thailands viertgrößtem Süßwassersee, jede Menge Thainess
und Lokalkolorit tun sich in der kleinen Provinzhauptstadt auf.
Mit einem Boot fährt
man zum Wat Tilok Aram, einer kleinen Insel im flachen See. Einen Marmor-Chedi (=
Schrein, Altar) kann man hoch oben im Wat Analayo bewundern. Außerdem werden die
vom Aussterben bedrohten Mekong-Riesenwelse im See gezüchtet. In der Umgebung
der von Bergen und Reisfeldern gesäumten Stadt können Wasserfälle besucht
werden. Und die Sonnenuntergänge an der Seepromenade mit den vielen Restaurants
sind einfach kitschig schön.
Seit 1991 ist der historische
Park Sukhothai UNESCO-Weltkulturerbe. Am einfachsten ist der Park auf zwei
Rädern zu erkunden, Velovermietungen finden sich überall. Hinter jeder Ecke tun
sich neue interessante Fotomotive auf, während man gemütlich die alte
Königsstadt „erfährt“.
Das Reich der Sukhothais
wurde von König Intharathit gegründet. Ihre Blütezeit lag zwischen 1248 und 1438.
König Rhamkhamhaeng, ein Sohn Intharathits, hat das Reich erweitert, die ersten
Schriftzeichen der thailändischen Sprache entwickelt und eine erste Verfassung
geschaffen. Außerdem kam es zu einem Friedensschluss mit dem Lanna-Reich, das
damals Chiang Mai, Chiang Rai und Phayao umfasste. Ende des 13. Jahrhundert war
Sukhothai sogar eines der größten buddhistischen Zentren der Welt.
Heute kann man an den
Ruinen erkennen, wie majestätisch-schön die Stadt einst gewesen sein muss,
bevor sie im 16. Jahrhundert gebrandschatzt wurde. Sehr eindrucksvoll ist das
Lichterfest Loi Krathong im Historical Park, wenn im November Vollmond ist.
Zerklüftete Berge und
tiefe Täler, immergrüne Hänge und rauschende Flüsse – das ist die Natur der
Bergprovinz Mae Hong Son! Die über 1.600 Kurven, die von Chiang Mai über Pai
bis in den Westen nach Mae Hong Son reichen, sind legendär. Die Straße führt
durch unberührte Natur, vorbei an kleinen Bergdörfern und bietet immer wieder spektakuläre
Ausblicke in die Bergwelt des Nordens.
Mae Hong Son, die
beschauliche Provinzhauptstadt im äußersten Westen des Königreiches, besticht
durch ihre Ursprünglichkeit. Am Morgen den Sonnenaufgang vom Doi Khong Mu aus zu
genießen und in die Wälder zum Pang Ouan-See zu fahren, um eine Bambusfloß-Tour
zu unternehmen, bleibt ein unvergessenes Erlebnis. Auch die chinesische Enklave
Baan Rak Thai mit den Teeplantagen und dem chinesischen Flair ist einen Ausflug
wert. Und natürlich darf ein Abstecher nach Pai nicht fehlen! Das auf einem
Hochplateau gelegenen kleine Bergdorf wurde durch einen Film berühmt, und
seither strömen Thais und Touristen gleichermaßen in das chilligste Dorf des
Nordens.
Gemütliche Bungalowanlagen,
Bars oder Restaurants finden sich in dem Ort am gleichnamigen Fluss und laden
zum Verweilen ein. Mit dem Scooter kann man Ausflüge in die Umgebung starten
und das ursprüngliche Thailand erkunden: Reisbauern bei der Arbeit zusehen, in heißen
Quellen baden oder einfach irgendwo in der Hängematte abhängen.
Die Küche des Nordens
ist weniger scharf als in anderen Landesteilen und wird stark von den Gerichten
aus der laotischen und burmesischen Küchenkultur beeinflusst. Beispielsweise das
Hanglay Curry, ein dickflüssiges Curry mit Kardamom, Zimt und Nelken. Beliebt
ist auch die Sai Ua – eine Schweinebratwurst mit Zitronengras vom Grill, die
mit rohem Knoblauch, Salat und Chili gereicht wird. Ebenfalls typisch: Khao Soy,
eine Curry-Suppe mit gelben Nudeln und Kokosmilch, serviert mit eingelegtem
Kohl und rohen Zwiebeln, dazu gibt es scharfe Chili-Paste.
Die Laab-Salate aus
gehackten Fleisch oder Fisch mit reichlich Gemüse gehen immer als Snack. Wer
will, kann sich auch mit Insektensnacks vergnügen. Die Nudelsuppe ist für europäische
Gaumen ein zugänglicherer Klassiker.
Ein Tipp zum Schluss: Man
sollte unbedingt das Essen der Garküchen an der Straße probieren, denn
authentischer geht’s nimmer! Auch auf den Walking Streets hat es viele originale
Speisen, einfach auf einem Plastikhocker Platz nehmen und sich überraschen
lassen.