Juliane Israel, die unseren brandneuen Reiseführer zu Costa Rica geschrieben hat, verrät in dieser Top-Ten-Ausgabe nicht nur, welche zehn Dinge man auf einer Costa-Rica-Reise unbedingt anschauen oder unternehmen sollte, sondern auch, woher der Fluss Celeste seine besondere Farbe hat, wo es magnetischen Sand gibt und was sich hinter einem „Churchill“ verbirgt.
Unberührte Natur mit üppig wucherndem Regenwald prägt die Landschaft im Parque Nacional Volcán Tenorio. Vier Vulkankrater ragen aus ihm heraus: Tenorio I ist mit 1620 m der höchste Krater, gefolgt von Tenorio II, Carmela und Montezuma. Highlight des Parks sind aber gar nicht unbedingt die Vulkankrater, sondern der Río Celeste, der mit seinem milchig-blauen Wasser den Park durchfließt. Angeblich hat Gott hier, nachdem er den Himmel gemalt hatte, seine Pinsel ausgewaschen. Die Parkverwaltung spricht hingegen von einer chemischen Reaktion, die beim Zusammenfluss unterschiedlicher Wasserläufe hervorgerufen wird. Dabei werden Schwefel und Kalziumcarbonat zusammengeführt und so das Farbspektakel angemischt. Am intensivsten ist das Blau in den regenarmen Monaten zwischen Dezember und April.
Tanzen, flirten, shoppen – feiern, surfen, joggen: In Puerto Viejo ist immer was los. Das kleine Städtchen ist eine Mischung aus Hippieort und Urlaubsdomizil. Die Straßen sind voller Menschen. Hier versammeln sich vor allem junge Leute: Backpacker, Einheimische, Partyvolk. Neben vielen Autos und Tucktucks drängen sich jede Menge Hotels und Hostels, Restaurants und Bars, Shops mit Beachwear, Souvenirs und Kunsthandwerk dicht an dicht an der bunten Hauptstraße und in den Seitengassen. Langweilig wird es in Puerto Viejo, dem alten Hafen, garantiert nicht – drum herum liegen schöne Strände zum Baden oder Surfen. Die Playa Negra nördlich vor Puerto Viejo an der Straße ist ideal für Surfanfänger. Der schwarze Sand ist vulkanischen Ursprungs. Sobald er mit etwas Magnetischem in Berührung kommt, stehen die Sandkörner wie spitze Kristalle in alle Richtungen ab – ausprobieren! An der Playa Cocles weiter südlich tummeln sich die Surfprofis. Abends treffen sich alle, egal ob Anfänger oder Profi, in den zahlreichen Bars, tanzen und feiern, bis der Morgen graut und es nach ein paar Stunden Schlaf wieder aufs Brett geht.
Ein besonderes Fleckchen Erde ist die Selva Bananito Ecolodge, eingebettet in die Talamanca-Berge, unweit der Küstenstadt Limón. Schon die Anfahrt ist Teil des Abenteuers, es geht durch dichte Vegetation und durch ein Flussbett. Und dann ist man da: 16 schicke Öko-Cabinas verteilen sich im hügeligen Gelände, umgeben von Sekundär- und Primärwald. Dieser Wald ist nicht nur Rückzugsort für bedrohte Tierarten wie Jaguar, Ozelot und Tapir, sondern bildet einen Wildkorridor zwischen dem Naturschutzgebiet Parque Nacional de la Amistad, das sich Costa Rica und Panama teilen, und Schutzgebieten der Küstenregion. Besitzer Jürgen Stein und seine Schwestern Karin und Sofia haben es sich zum Ziel gesetzt, die Selva Bananito durch sanften Ökotourismus zu schützen. Jürgen und sein Team bieten verschiedene Touren an: Wanderungen in den Primärwald, Ausritte über die Finca und als Highlight – einen Flug im offenen Tragschrauber! Die Sicht von oben auf den Dschungel und bis zur Karibik ist spektakulär.
Die Ngäbe sind ein indigenes Volk, das in Costa Rica und Panama beheimatet ist. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch bei den Ngäbe in der abgelegenen Gegend von Conte Burica im Dorf Las Vegas Nibiribotda. Die Region liegt ganz im Südwesten des Landes, begrenzt vom Pazifik, der panamaischen Grenze und dem Tal Coto Brus, und verfügt über unberührte Natur, Primärregenwald und eine unbewohnte Pazifikküste. Mit dem Projekt Cultura Kare möchte Marcos Jiménez Montezuma, Vater von sieben Kindern, einen sanften Ökotourismus aufbauen. Es gibt inzwischen vier ganz einfache Holz-Cabinas mit Matratzen, jedoch ohne Moskitonetz oder ähnlichen Komfort. Man isst, wohnt und wäscht sich quasi mit und bei der indigenen Familie, die alle sehr herzlich und zuvorkommend sind. Ein echtes Abenteuer und eine authentische Erfahrung! Es gibt kaum Strom, abends muss für das Beisammensein ein Lagerfeuer entfacht werden. Dann zeigen die Kinder im Feuerschein ihre indigenen Tänze und Handspiele. Im nahen Fluss kann man baden, Aras schweben durch die Lüfte, und Totenkopfäffchen klettern in den riesigen Bäumen.
Knallbunt, eiskalt und zuckersüß – so präsentiert sich der berühmte Churchill-Eisbecher von Puntarenas. Die Straßenwagen, an denen der Eisbecher verkauft wird, sind genauso farbenfroh wie der Churchill selbst. Aus zerstoßenem Eis, Vanilleeis, Sirup, gezuckerter Kondensmilch, Früchten, Streuseln und noch mehr Sirup wird die Leckerei zubereitet. Ein süßer Hammer, aber auch erfrischend. Denn immerhin ist die Hafenstadt ganzjährig mit um die 30 Grad verwöhnt, da hält man doch gern mal am Straßenrand an und gönnt sich ein Päuschen. „Es una combinación perfecta“ – eine perfekte Kombination, sagen auch die Ticos. Sie kommen am Wochenende extra für eine Copa nach Puntarenas. Doch wieso heißt der Eisbecher nun Churchill? Der Überlieferung nach gab es in der Stadt in den 1940er-Jahren einen Mann, der bestellte am Paseo de los Turistas immer eine Eistüte und wünschte dazu verschiedene „Sonderzutaten“. Da er dem britischen Premier Winston Churchill ähnlich sah, benannten die Eisverkäufer die so entstandene Eisbecherkreation, die auch bei anderen Kunden gut ankam, schließlich nach ihm.
Die Region, durch die der Río Sarapiquí fließt, ist eine grüne, wasserreiche Weidelandschaft zwischen zahlreichen Hügeln. Von September bis November führt der Fluss genügend Wasser, um zwischen den großen Gesteinsbrocken einer beliebten Sportart nachzugehen: dem Rafting. Die Agentur Epic mit Sitz in San Miguel de Sarapiquí startet die Flusstouren ganz in der Nähe. David und Julio sind erfahrene Guides, man fühlt sich immer sicher, und auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Schon Kinder ab 4 Jahren dürfen mitfahren. Niveaus von I bis III werden gemeistert, und nebenbei lassen sich Wasservögel, Leguane und Affen blicken. Und: Man wird von Kopf bis Fuß nass!
Ein klarer Fluss mit mehreren Wasserfällen, von denen einige eine wunderbar blaue Farbe haben, Stromschnellen, Schwimmpools und Aussichtsplätze inmitten der Natur liegen versteckt in dicht-grüner Vegetation. Der erste Wasserfall der Blue Falls, „Las Gemelas“, ist recht einfach, sicher und schlammfrei zugänglich. Hier kann man ins kalte und herrlich blaue Wasser eintauchen. Ein kleines Stück weiter folgt ein Wasserfall in einem anderen Blauton. Und auch der „Pozo Azul“ ein Stück zurück ist unbedingt den Abstecher wert. Er rauscht mächtig und wild hinab – und mündet in ein ruhiges Becken. Traumhaft!
Oft versteckt er sich in den Wolken, der Gipfel des Vulkans Arenal beim Provinzstädtchen La Fortuna. Trubelig geht es im Ort zu, ringsherum dagegen ruhig. Am Arenal, dem aktivsten und jüngsten Vulkan Costa Ricas, 1670 m hoch, kann man wandern und … baden! Und das gleich mehrfach. Wer eher ein Warmbader ist, geht in eines der schönen Thermalbäder rund um den Vulkan. Das Wasser in den Bädern wird direkt aus der Energie, die der Vulkan produziert, erwärmt. Und dann hat man die Qual der Wahl: Es gibt günstige Bäder, die dann aber auch rustikal sind, um es nett auszudrücken. Die schicken sind dafür recht teuer, neben tollen Lichteffekten und Dschungelfeeling durch tropische Pflanzen und den Nebel der heißen Quellen bekommt man hier auch Massagen, Drinks und echte Wellness-Atmosphäre. Abgehärtete Kaltbader können sich dagegen im eiskalten Becken des Catarata de Fortuna erfrischen. Der Wasserfall liegt nur 5 km vom Städtchen La Fortuna entfernt – eine schöne Wanderung, für die das erfrischende Bad die perfekte Belohnung ist.
Die kleine, geschäftige Hafenstadt mit ihrer Mole, dem Fußballplatz und den rasterartig angelegten Straßen ist das wirtschaftliche Zentrum der Osa-Halbinsel. Neben Drake Bay ist sie ein weiterer, von ausländischen Touristen deutlich weniger frequentierter Ausgangsort, um den Corcovado-Nationalpark zu besuchen, der den Großteil der Halbinsel bedeckt. Puerto Jiménez liegt an der breiten Bucht des Golfo Dulce. Hier bietet es sich an, mit einem Kajak eine Tour entlang des Ufers zu unternehmen, das Wasser ist tagsüber recht ruhig. (Achtung: Über Mittag herrscht mehrere Stunden Ebbe, am besten morgens fahren!) Bei einer Bootsfahrt zum Corcovado-Regenwald ist es nicht selten, dass Delfine vorbeischwimmen oder rote Aras in kleinen Grüppchen am Ufer entlangfliegen. Wer mag, kann auch ein Fahrrad mieten und die umliegenden Strände erkunden. Ein Ort zum länger Bleiben und einfach mal Abhängen.
Schlechte Straßen führen zu besonderen Orten – die Bucht von Montezuma mit ihrer weitläufigen Playa, geschmückt von einem Felspanorama, das aus dem Meer ragt, ist eine der schönsten von Nicoya. Der Sand ist hell, das Meer ruhig, und zwischen den vielen Korallenfelsen am Strand haben sich natürliche Gezeiten-Pools gebildet, in denen man wunderbar planschen kann. Die Anfahrt auf einer Schotterpiste ist zwar etwas abenteuerlich, und das ein oder andere Schlagloch muss verdaut werden, doch dafür sind das Dorf und der Strand noch nicht zu überlaufen. Montezuma, gerne auch Montefuma genannt (fumar = rauchen), ist ein bunter, liebenswerter Ort und bei Jung und Älter, bei Singles, Pärchen und Familien gleichermaßen beliebt. Hippies schlurfen durch die Straßen, verkaufen hier und da ihren selbstgefertigten Schmuck, während Marihuana-Wolken durch die Luft schweben. Jeder macht hier das, worauf er gerade Lust hat. Was wohl niemand verpasst: die Cataratas de Montezuma. Das Wasserfall-Ensemble besteht aus drei aufeinanderfolgenden Kaskaden. Der untere Wasserfall ist 30 m hoch, in den Becken lässt es sich hervorragend planschen, ab und an springen Einheimische oder Touristen aus luftiger Höhe hinein. Der Aufstieg zu den beiden oberen Fällen über einen Privatweg (1 $) lohnt sich, denn hierher kommen die wenigsten Touristen, und man hat einen atemberaubenden Blick. Von Montezuma aus erreicht man die Fälle in ca. 45 Min. über eine leichte Wanderung.