Der Tsunami von 2004 hat Sandra Wohlfart, Autorin des soeben erschienenen Reiseführers zu Thailands Norden, dazu gebracht, einige Jahre früher auszuwandern. Sie wollte den betroffenen Menschen helfen. Seither lebt sie in der Minimetropole Chiang Mai, ist Vorsitzende einer Organisation zur Vernetzung der in Thailand lebenden Schweizerinnen und Schweizer –
und
verrät ihre Lieblingsorte im Norden des Königreichs.
Dabei
geht es zu einem Weltkulturerbe, auf das Dach des
70-Millionen-Einwohner-Landes, aber auch in ein kleines
Schirmemacherdorf, das man ohne Reiseführer wohl nicht so einfach
entdecken würde.
Der Tsunami hat die Bungalow-Anlage,
die wir schon jahrelang vor dem Tsunami unterstützt haben, fast dem Erdboden
gleichgemacht. Wir trugen uns bereits damals mit dem Gedanken, nach Thailand zu
ziehen und haben die Entscheidung dann einfach um ein paar Jahre vorgezogen.
Es war – trotz oder gerade wegen
der verheerenden Situation – eine solidarische Zeit: Viele Menschen haben mit
finanziellen Mitteln und Arbeitskraft geholfen. Der Tsunami hat die Menschen –
so grauenhaft die Ereignisse auch waren – ein Stück weit näher zusammenrücken
lassen.
2010 haben wir eine Big Bike
Tour in Nordthailand unternommen – das erste Mal seit mindestens 15 Jahren! Die
Leute, das Ursprüngliche der Landschaft und der Kultur und das angenehme Klima
der Wintermonate hat uns dazu bewogen, gerade dem Norden des Königreichs eine
Chance zu geben. Ich habe es nie bereut und fühle
mich sehr daheim.
Die Swiss Lanna Society ist einer
von fünf schweizerischen Vereinen in Thailand. Unser Motto lautet seit zehn Jahren:
»Gemeinsam Chiang Mai erleben!«
Wir
sind ein multikultureller Verein und fördern die Kommunikation
untereinander und bieten ein aktives Vereinsleben mit regelmäßigen
spannenden Events und Ausflügen.
Der Verein arbeitet zudem eng
mit der Botschaft und dem Konsulat zusammen, sodass unsere Mitglieder auch in
offiziellen Belangen bestens beraten sind. Dieses Jahr bezuschusst die Swiss
Lanna Society auch ein Hilfsprojekt für burmesische Flüchtlinge sowie die FERC
Stiftung, bei der es um die finanzielle Unterstützung der Schulbildung von Kindern
auf dem Lande geht.
Der ländliche Norden urbanisiert
sich. War Chiang Mai vor einem Jahrzehnt noch eine verschlafene Stadt, gibt es
jetzt vermehrt Shopping Malls, Eigentumswohnungen werden gebaut, und Chiang Mai
entwickelt sich zu einer Metropolregion des Nordens.
Diese Tendenz führt zu einem
stetigen Zuzug aus Bangkok und anderen Provinzen. Auch der Straßenbau nimmt zu,
und doch ist es erstaunlich, dass sich Chiang Mai noch immer den ländlich-gemütlichen
Charakter mit seinen spirituellen Highlights erhalten kann.
(Lacht.)
Darüber könnte ich stundenlang erzählen.
Doch
einige Beispiele sollen es sein!
Es
lohnt sich, ein paar Tage in Chiang Mai zu verweilen: die gemütliche
Atmosphäre der Stadt kennenzulernen, mit ihren vielen Restaurants,
den unzähligen Tempeln, Museen und der Lanna-Kultur. Von hier lässt
sich das Umland in Tagesausflügen erkunden; unbedingt einen Ausflug
zum Doi Inthanon machen, dem Dach Thailands mit 2.565 Metern! Ein
weiteres Highlight ist das Schirmemacherdorf Bosang, hier schaut man
den Handwerkern über die Schulter. Oder einfach einen Roller oder
ein Auto mieten und das ländliche Chiang Mai mit seinen Tausenden
von Reisfeldern, ursprünglichen Dörfern, Bergstämmen und Seen
erfahren.
Ein Muss ist Sukhothai, die Wiege Thailands, der historische Park ist seit 1991 UNESCO-Welterbe und ein mystischer Ort. Man wandelt auf den Spuren Ramkhamhaengs, dem ersten König Siams, der das Alphabet erfunden hat und ein riesiges buddhistisches Zentrum aufbaute. Nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern auch für Fotografen ein Highlight.
Sehr schön ist die Bergwelt des Westens. Die Provinz Mae Hong Son mit ihren zerklüfteten Bergen, den vielen Hochplateaus, den kurvenreichen Straßen, die immer wieder spektakuläre Ausblicke bieten und die einzigartige Kultur, die von Bergvölkern und Shan geprägt ist. Die ruhige Provinzhauptstadt Mae Hong Son strahlt Thainess pur aus, gibt es doch wenige westliche Touristen, die sich hierher verirren. Anders steht es mit Pai, dem Backpacker-Paradies des Nordens. Das hübsche Örtchen ist von Reisfeldern umgeben und hat sehr schöne Unterkünfte, meist bleibt man länger als geplant, so laid-back ist es.
Viel Freude in meinem Lieblingsland!