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Der Tsunami, eine schweizerische Organisation und »meine Lieblingsorte«
5 Fragen an Sandra Wohlfart

Der Tsunami von 2004 hat Sandra Wohlfart, Autorin des soeben erschienenen Reiseführers zu Thailands Norden, dazu gebracht, einige Jahre früher auszuwandern. Sie wollte den betroffenen Menschen helfen. Seither lebt sie in der Minimetropole Chiang Mai, ist Vorsitzende einer Organisation zur Vernetzung der in Thailand lebenden Schweizerinnen und Schweizer – und verrät ihre Lieblingsorte im Norden des Königreichs.
Dabei geht es zu einem Weltkulturerbe, auf das Dach des 70-Millionen-Einwohner-Landes, aber auch in ein kleines Schirmemacherdorf, das man ohne Reiseführer wohl nicht so einfach entdecken würde.

Autorin Sandra Wohlfart<br>
Autorin Sandra Wohlfart

1. Sandra, du hast den Tsunami miterlebt – und bist später nach Thailand zurückgekehrt, um beim Wiederaufbau zu helfen. Was war dein Motiv und welche Erkenntnisse und Einsichten hast du aus dem Thailand-Aufenthalt gewonnen?

Der Tsunami hat die Bungalow-Anlage, die wir schon jahrelang vor dem Tsunami unterstützt haben, fast dem Erdboden gleichgemacht. Wir trugen uns bereits damals mit dem Gedanken, nach Thailand zu ziehen und haben die Entscheidung dann einfach um ein paar Jahre vorgezogen.
Es war – trotz oder gerade wegen der verheerenden Situation – eine solidarische Zeit: Viele Menschen haben mit finanziellen Mitteln und Arbeitskraft geholfen. Der Tsunami hat die Menschen – so grauenhaft die Ereignisse auch waren – ein Stück weit näher zusammenrücken lassen.

Foto 1_Bei der jährlichen Flower Parade in Chiang Mai werden traditionelle Kleider getragen und die Kunst des Schirmemachens gewürdigt.
Bei der jährlichen Flower Parade in Chiang Mai werden traditionelle Kleider getragen und die Kunst des Schirmemachens gewürdigt. Foto: Sandra Wohlfart

2. Vom Wiederaufbau nach dem Tsunami auf der Insel Koh Lanta im Süden bis zur Wahl deines neuen Lebensmittelpunkts im hohen Norden war es ein langer Weg. Wie kam es dazu, dass du in der Region Chiang Mai gelandet bist?

2010 haben wir eine Big Bike Tour in Nordthailand unternommen – das erste Mal seit mindestens 15 Jahren! Die Leute, das Ursprüngliche der Landschaft und der Kultur und das angenehme Klima der Wintermonate hat uns dazu bewogen, gerade dem Norden des Königreichs eine Chance zu geben. Ich habe es nie bereut und fühle mich sehr daheim.

Foto 2: Elefanten oder Thailands Nationaltiere
Elefanten oder Thailands Nationaltiere. Foto Sandra Wohlfart

3. Du bist Vorsitzende einer Organisation, die der besseren Vernetzung der im Norden Thailands lebenden Schweizerinnen und Schweizern dient. Warum ist die Region als Lebensmittelpunkt so attraktiv und welche Projekte fördert die Organisation genau?

Die Swiss Lanna Society ist einer von fünf schweizerischen Vereinen in Thailand. Unser Motto lautet seit zehn Jahren: »Gemeinsam Chiang Mai erleben!«
Wir sind ein multikultureller Verein und fördern die Kommunikation untereinander und bieten ein aktives Vereinsleben mit regelmäßigen spannenden Events und Ausflügen.
Der Verein arbeitet zudem eng mit der Botschaft und dem Konsulat zusammen, sodass unsere Mitglieder auch in offiziellen Belangen bestens beraten sind. Dieses Jahr bezuschusst die Swiss Lanna Society auch ein Hilfsprojekt für burmesische Flüchtlinge sowie die FERC Stiftung, bei der es um die finanzielle Unterstützung der Schulbildung von Kindern auf dem Lande geht.

Foto 3: Der Wat Chedi Luang ist eine buddhistische Tempelanlage und eines der Wahrzeichen von Chiang Mai
Der Wat Chedi Luang ist eine buddhistische Tempelanlage und eines der Wahrzeichen von Chiang Mai. Foto: Sandra Wohlfart

4. Sandra, du lebst inzwischen über zehn Jahre in Nordthailand. Was hat sich seit dem ersten Besuch verändert? Welche Entwicklungen erlebst du momentan?

Der ländliche Norden urbanisiert sich. War Chiang Mai vor einem Jahrzehnt noch eine verschlafene Stadt, gibt es jetzt vermehrt Shopping Malls, Eigentumswohnungen werden gebaut, und Chiang Mai entwickelt sich zu einer Metropolregion des Nordens.
Diese Tendenz führt zu einem stetigen Zuzug aus Bangkok und anderen Provinzen. Auch der Straßenbau nimmt zu, und doch ist es erstaunlich, dass sich Chiang Mai noch immer den ländlich-gemütlichen Charakter mit seinen spirituellen Highlights erhalten kann.

Foto 4: Die Angehörigen der Lisu, einem Bergstamm in Nordthailand, leben sehr einfach und traditionell
Die Angehörigen der Lisu, einem Bergstamm in Nordthailand, leben sehr einfach und traditionell. Foto: Sandra Wohlfart

5. Sandra, verrate uns bitte deine Lieblingsorte im Norden Thailands! Was sollten unsere Leserinnen und Leser keinesfalls versäumen?  

(Lacht.) Darüber könnte ich stundenlang erzählen. Doch einige Beispiele sollen es sein!
Es lohnt sich, ein paar Tage in Chiang Mai zu verweilen: die gemütliche Atmosphäre der Stadt kennenzulernen, mit ihren vielen Restaurants, den unzähligen Tempeln, Museen und der Lanna-Kultur. Von hier lässt sich das Umland in Tagesausflügen erkunden; unbedingt einen Ausflug zum Doi Inthanon machen, dem Dach Thailands mit 2.565 Metern! Ein weiteres Highlight ist das Schirmemacherdorf Bosang, hier schaut man den Handwerkern über die Schulter. Oder einfach einen Roller oder ein Auto mieten und das ländliche Chiang Mai mit seinen Tausenden von Reisfeldern, ursprünglichen Dörfern, Bergstämmen und Seen erfahren.

Foto 6: Sukhothai - die Wiege Thailands und UNESCO-Welterbe
Sukhothai - die Wiege Thailands und UNESCO-Welterbe. Foto: Sandra Wohlfart

Ein Muss ist Sukhothai, die Wiege Thailands, der historische Park ist seit 1991 UNESCO-Welterbe und ein mystischer Ort. Man wandelt auf den Spuren Ramkhamhaengs, dem ersten König Siams, der das Alphabet erfunden hat und ein riesiges buddhistisches Zentrum aufbaute. Nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern auch für Fotografen ein Highlight.

Foto 5: Die Königspagode auf dem Doi Inthanon, dem 2.565 Meter hohen Dach des Landes
Die Königspagode auf dem Doi Inthanon, dem 2.565 Meter hohen Dach des Landes. Foto: Sandra Wohlfart

Sehr schön ist die Bergwelt des Westens. Die Provinz Mae Hong Son mit ihren zerklüfteten Bergen, den vielen Hochplateaus, den kurvenreichen Straßen, die immer wieder spektakuläre Ausblicke bieten und die einzigartige Kultur, die von Bergvölkern und Shan geprägt ist. Die ruhige Provinzhauptstadt Mae Hong Son strahlt Thainess pur aus, gibt es doch wenige westliche Touristen, die sich hierher verirren. Anders steht es mit Pai, dem Backpacker-Paradies des Nordens. Das hübsche Örtchen ist von Reisfeldern umgeben und hat sehr schöne Unterkünfte, meist bleibt man länger als geplant, so laid-back ist es.

Foto 7: Sonnenaufgang auf dem Wat Kong Mu mit Blick auf Mae Hong Son, die Stadt der fünf Nebel
Sonnenaufgang auf dem Wat Kong Mu mit Blick auf Mae Hong Son, die Stadt der fünf Nebel. Foto: Sandra Wohlfart

Viel Freude in meinem Lieblingsland!

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