WO? Fahrradverleih im Sjöcaféet,
Galärvarvsvägen 2, sjocafeet.se +++ Tram 7 bis Djurgårdsbron +++
WANN? Grundsätzlich immer möglich. Fahrradverleih geöffnet von
April bis September 10–17 Uhr +++
WIE LANGE? 2 Stunden, gerne aber
mehr einplanen +++
WIE VIEL? Kostenlos mit eigenen Rädern, Verleih
80 Kronen pro Stunde oder 300 Kronen am Tag +++
und heißt: Rücktrittbremse. Seit unserer Kindheit haben wir nicht mehr so gebremst, was beim Überqueren der Straße, als die kreuzende Tram auf uns zurollt, für gewisse Panikmomente sorgt. Nach überlebtem Start zuckeln wir auf unseren Damenrädern der Marke Monark (deutsch: Monarch) mit Dreigangschaltung und butterweichem Sattel so halbwegs königlich unter dem hohen Eingangstor zum Djurgården hindurch. Der Park ist der weltweit erste Stadtnationalpark und umfasst nicht nur die gleichnamige Insel, sondern zieht sich weit nach Norden bis zur Stockholmer Universität und dem Hagapark (siehe S. 236). So weit wollen wir aber heute gar nicht. Unser Ziel ist der Tierfriedhof. Dazu kurven wir zunächst um unzählige Fußgänger und Jogger herum, die jedoch weniger werden, je weiter wir in den Park hineinfahren.
die später in einen engen Kanal übergeht und die Insel vom
Festland trennt. Wir überqueren die Djurgårdsbrunnbrücke, biegen
vor dem Fernsehturm rechts ab und wenig später, dem Schild
»Djurkyrkogård« folgend, erneut rechts. Schon sind wir da und
stellen die Räder ab. Die Bäume stehen licht hier auf dem
Tierfriedhof, sodass Sonnenstrahlen auf die kleinen Gräber fallen.
Kreuz und quer verteilen sie sich an Baumstümpfen, großen Felsen
oder unter hohen Bäumen. Viele Hunde und Katzen haben hier ihre
letzte Ruhestätte gefunden, aber auch Hopp, der Hase, oder die
Schildkröten Wendy und Champ. Sogar ein Polizeipferd liegt auf
der Lichtung begraben. Liebevoll sind die Gräber der Haustiere
geschmückt. Schließlich haben sie lange das Leben ihrer
menschlichen Gefährten begleitet. Champ zum Beispiel wurde 37 Jahre
alt.
In den 1870er-Jahren begann mit der Bestattung des Hunds
Nero die Geschichte des Friedhofs. In den 1940ern wurde er offiziell
stillgelegt, aber die Stockholmer begruben ihre Tiere weiterhin dort
– jetzt halt illegal. Seit 1993 wurde der Betrieb wieder
aufgenommen und der mittlerweile zugewachsene Platz Schritt für
Schritt neu gestaltet. 1.800 Kronen kostet eine Bestattung –
inklusive 5 Jahre Grabrecht und ökologische Erde.
Bald kommen wir ans Meer, die Bäume geben immer wieder den Blick auf die Schären frei. Es riecht ein wenig salzig – und intensiv nach Kiefernadeln. Beim Café Kruthuset machen wir einen kleinen Stopp und beobachten bei einer Tasse Kaffee das entspannte Treiben im Segelhafen. Ein wenig bereuen wir es, keinen Proviant mitgenommen zu haben, denn entlang der Strecke stoßen wir auf unzählige Stellen, die sich wunderbar geeignet hätten, um hier die Picknickdecke auszubreiten. Über eine kleine Brücke gondeln wir zurück auf die Insel, an eindrucksvollen Diplomatenvillen und vielen knorrigen Eichen vorbei. Ursprünglich wurden sie für den Schiffsbau gepflanzt. Einige stehen aber nun seit über 400 Jahren hier auf Djurgården und haben so miterlebt, wie sich der Park gewandelt hat: In der Mitte des 18. Jahrhunderts noch königlicher Jagdpark, ist er zu einem öffentlich zugänglichen Erholungsort geworden. Im Schatten der Bäume gelangen wir zu unserem Ausgangspunkt zurück. Mittlerweile routiniert treten wir in die Rücktrittbremse und bringen unsere Monarchen sanft zum Halten.
Es gibt viele einladende Picknickstellen auf Djurgården, besonders schöne entlang des Djurgårdsbrunnskanalen. Neben dem Café Kruthuset (Hunduddsvägen 57) laden das Café Blockhusporten (Blockhusringen 27), das Café Ekorren (Biskopsvägen 5) und Rosendals Trädgårdskafé, das wir ganz besonders lieben (siehe S. 161), zum Verweilen ein.
Dies ist eines von 33 Erlebnissen in und um Stockholm, die außergewöhnlich sind und abseits der Routen stattfinden, aufgeschrieben von den Reisebuchautor/innen Antje und Johannes Möhler. Der Artikel ist erschienen in Stockholm– Abenteuer (1. Auflage 2022) innerhalb der Reihe MM-Abenteuer.